Perspektivwechsel – Paul Goesch als Künstler
Paul Goesch war nie in der Stadt Brandenburg an der Havel, außer um den Tod zu finden – eine traurige Tatsache, die Ausgangspunkt für die Planung des Ausstellungsprojekts ist. Goesch hat als Künstler ein umfangreiches Gesamtwerk hinterlassen. Es fällt deshalb leicht, ihn aus seiner Rolle als Psychiatriepatient und “Euthanasie”-Opfer zu lösen. Doch nun stellte sich dem Projektteam die Frage, wo seine Kunst am besten präsentiert werden könnte. Ein angemessener Ausstellungsort war leicht gefunden, im Frey-Haus in der Ritterstraße 96 in Brandenburg an der Havel. Das Haus ist der Hauptsitz des Stadtmuseums, also einer benachbarten Institution in der Stadt Brandenburg an der Havel. Eine Kooperation zwischen der Gedenkstätte und dem Stadtmuseum war seit längerem der Wunsch beider Einrichtungen – mit Paul Goesch bot sich eine willkommene Gelegenheit dazu.
Die Kunsthistorische Perspektive
Die Vorteile für das Stadtmuseum sind offensichtlich; eine Sonderausstellung hochwertiger Kunst kann ins Programm aufgenommen werden. Dies erlaubt gleichzeitig eine neue Würdigung dieses weitestgehend unbekannten Künstlers. Die Perspektive des Stadtmuseums auf das Ausstellungsprojekt ist naturgemäß stärker kunsthistorisch geprägt als die der Gedenkstätte. Bereits die erste Beschäftigung mit dem – zugegebenermaßen zunächst auch für uns unbekannten – Künstler warf Fragen auf: Können seine Werke einer bestimmten Stilrichtung zugeordnet werden? Welche Bedeutung hatte er in seiner Zeit? Welche Qualität haben seine Werke im Vergleich mit denen anderer Künstler*innen? Lässt sich seine psychische Erkrankung in seinen Bildern nachweisen? Wir hoffen, dass wir zumindest einige dieser Fragen in der Ausstellung beantworten können!
Wer wir sind?
Das Stadtmuseum Brandenburg an der Havel, das sind wir: ein Team von 7 Kolleg*innen aus Kunst- und Kulturinteressierten, die sich für die Stadtgeschichte, ihre Bewohner und weit über die Stadtgrenzen hinaus begeistern: Anja Grothe ist die Museumsleiterin und Archäologin im Haus, Birgit Busse ist unsere Archivarin und Depotverwalterin, Heidrun Gumtow ist als Museumsmitarbeiterin am längsten von uns im Team (fast 30 Jahre!) und vorrangig mit der Inventarisierung, Standorterfassung und Digitalisierung des Inventars beschäftigt, Jana Seeger übernahm im April 2023 die Sammlungsleitung und Mehmed Ting ist unser Bundesfreiwilligendienstleistende. Nicht zu vergessen: unsere zukünftige Museumspädagogin Annekathrin Hill und unser Museumstechniker Christian Felstau.
Der Ausstellungsort
Der Ausstellungsort, das Frey-Haus, wurde vor genau 300 Jahren, also 1723 als bürgerliches Wohnhaus errichtet und erscheint damit auf den ersten Blick ungeeignet für große Kunstausstellungen. Doch gerade für die Präsentation der Werke von Paul Goesch bietet es einen intimen Rahmen, der einen familiären Zugang zu seinem Leben ermöglicht, mit genug Fläche im großen Saal um seine Malerei und Skizzen für sich wirken zu lassen.
Unser Museum feiert in diesem Jahr sein hundertjähriges Bestehen. Aus Anlass dieser beiden Jubiläen haben wir im Frey-Haus die Sonderausstellung „Wunderkammer“ eingerichtet, die einen breiten Überblick und gleichzeitig nur eine begrenzte Einsicht in die umfangreichen und weit gefächerten Sammlungsbestände erlaubt. Fühlen Sie sich eingeladen, bewundern Sie unsere Kuriositäten…!