#21 In der Berlinischen Galerie

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24. November 2023

Am 24. November 2023 machten wir uns mit großer Vorfreude auf den Weg nach Berlin, um in der Berlinischen Galerie endlich Werke von Paul Goesch im Original zu sehen. Die Reise begann in einem überfüllten Zug, aber die Vorfreude auf diesen besonderen Besuch ließ uns die Enge vergessen. 

In Berlin wurden wir herzlich von Dr. Ilka Voermann, der Leiterin der Grafischen Sammlung, empfangen. Die Berlinische Galerie erhielt 1978 eine Schenkung von 300 Blättern von Paul Goesch und hat die Sammlung in den folgenden Jahren durch Zukäufe erweitert. Durch einen Seiteneingang führte sie uns ins obere Stockwerk, wo wir gespannt auf den Einlass in die heiligen Hallen warteten. Aus Vorsicht durften wir nur einen Bleistift als Schreibutensil mitnehmen – der Umgang mit Originalen erfordert besondere Sorgfalt. 

Paul Goesch hautnah

In einem großen Raum warteten 24 Originale von Paul Goesch auf uns. Diese wurden mit weißen Handschuhen von der Restauratorin Josefine Kretschel aufgedeckt. Es war etwas sehr Besonderes, die Werke so nah, ohne Glasrahmen und Passepartout sehen zu können. Eine einmalige Gelegenheit, deren Einzigartigkeit ganz unmittelbar zu erfahren. 

Die meisten Werke fertigte Paul Goesch mit Gouache an. Wie Frau Voermann uns mitteilte, geht man davon aus, dass Paul Goesch seine Farben selbst angemischt hat. Da es ihm in der Göttinger Klinik oft an Farbpigment mangelte, nutzte er hierfür zum Teil auch zerriebene Buntstifte. Er muss sich gut ausgekannt haben, denn auch nach 100 Jahren besitzen seine Bilder noch große Strahlkraft. Einige Originale wirkten sogar noch wesentlich intensiver als die Kopien, die wir in den Wochen zuvor gesehen hatten. 

Wie leiht man Originale aus?

Jede:r von uns nahm sich Zeit, die Bilder in Ruhe zu betrachten und für sich festzulegen, welche Werke für die geplante Ausstellung besonders bedeutend sein würden. Denn die Leihanfrage erfordert eine sorgfältige Auswahl der Werke und eine Begründung, warum gerade diese für die Ausstellung wichtig sind. Das Museum berücksichtigt bei der Prüfung der Anfrage verschiedene Kriterien. Wichtig ist, dass jedes Bild nur für maximal drei Monate ausgestellt wird und dann drei Jahre ruht, um die Gemälde zu schonen und ihre Anziehungskraft zu bewahren. 

Nach der Auswahl werden die genehmigten Originale gerahmt ausgeliehen und unter Aufsicht der Berlinischen Galerie im Stadtmuseum aufgehängt. Als Alternative können hochwertige Faksimiles erstellt werden, wobei das Museum sicherstellt, dass kein Original zur gleichen Zeit in der Berlinischen Galerie ausgestellt wird.  

Was ist ein Faksimile?

Bei einem Faksimile handelt es sich nicht um eine simple Duplikation, sondern um eine hochwertige Reproduktion unter Kontrolle/Prüfung einer Restauratorin. Zunächst wird das Werk lasergescannt, dann werden die Farbwerte von den Experten genauesten geprüft. Anschließend erfolgt erst der Druck der Reproduktion. Eine hochwertige Reproduktion kostet ca. 300 Euro.  

Das Treffen endete mit einer Diskussion über Barrierefreiheit, wobei Themen wie der Aufbau der Vitrinen und simultane Übersetzungen in Gebärdensprache angesprochen wurden. Mit reichlich Eindrücken und neuem Wissen traten wir die Heimreise nach Brandenburg an, dankbar für die einzigartige Gelegenheit, Paul Goesch so hautnah erleben zu dürfen. 

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Einzelnachweise

Foto der ehrenamtlichen Ausstellungsmacherin Sabine Steffens. Im Hintergrund sind Berge und ein Haus zu erkennen. Sie lächelt.

Sabine Steffens

war als Serviceverantwortliche jahrelang in der Medizintechnikbranche tätig und reiste sehr viel. Aktuell widmet sie sich eigenen Projekten, die sie herausfordern und ihr Freude bereiten – wie zum Beispiel die Mitarbeit am Paul Goesch Projekt
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