#1 Die Idee

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1. September 2022

Vor ein paar Jahren besuchte der Freundeskreises Paul-Goesch unter Leitung von Dr. Stefanie Poley die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde:  Die Gruppe wollte sich vor Ort über den grausamen Tod des Künstlers und Psychiatriepatienten informieren. Die Besucher*innen hatten ein besonderes Anliegen: Wie wäre es, fragte Frau Poley, wenn die Gedenkstätte eine Ausstellung mit Paul Goeschs Werken erarbeiten und zeigen würde?

Viele Fragen 

Freundeskreis und Gedenkstätte blieben in Kontakt, die Idee blieb im Raum. Viele Fragen waren zu klären: Eine Kunstausstellung in einer Euthanasie-Gedenkstätte? Gehört das zu ihrem Auftrag, an die nationalsozialistischen Euthanasie-Morde zu erinnern? Sind wir als Team dem Thema Kunst überhaupt gewachsen? Schließlich verstehen wir uns in erster Linie als Historiker*innen und Fachleute für pädagogische Konzepte! Ein großes Problem war auch, wo eine solche Ausstellung überhaupt gezeigt werden könnte, denn die Gedenkstätte hat keinen Raum für Kunstausstellungen. Wer in unserer kleinen Stadt Brandenburg würde sich für die Schau interessieren und was genau an der Biografie, dem Schicksal und der Kunst Paul Goeschs wäre spannend für die Besucher*innen?  

Das Konzept 

Für unsere Bewerbung um eine Projektförderung bei der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft im Bereich „Bilden in kulturellen Räumen“ mussten wir uns intensiv mit diesen Fragen auseinandersetzen. An zentraler Stelle dabei war damals noch unsere pädagogische Mitarbeiterin Clara Mansfeld, die mittlerweile an die Gedenkstätte Neuengamme gewechselt hat. Wir konzipierten das Projekt „Ausstellungsmacher*innen gesucht“: Gemeinsam mit vielen Menschen aus der Brandenburger Stadtgesellschaft wollen wir entscheiden, was von und über Paul Goesch zu sehen sein wird und wie es gezeigt werden soll. Außerdem holten wir uns starke Partner*innen an Bord, die mehr von Kunst und Kunstvermittlung verstehen als wir: Das Stadtmuseum und die Kinder- und Jugend-Kunstgalerie Sonnensegel. Mit dem Stadtmuseum haben wir nun auch einen Ort, wo die Schau zu sehen sein wird. In der Galerie haben sich im Laufe des letzten Jahres viele Menschen künstlerisch mit Paul Goesch auseinandergesetzt!  

Wir holen Paul Goeschs Kunst nach Brandenburg! 

Seit über einem Jahr läuft das Projekt jetzt. Viele Menschen haben das Schicksal Paul Goeschs kennengelernt und haben sich am Ausstellungsmachen beteiligt. Wir freuen uns auf das nächste und letzte Projektjahr, in dem wir schließlich Paul Goeschs Werke nach Brandenburg holen. Damit er hier in Brandenburg nicht mehr nur als Opfer einer Todesmaschinerie bekannt sein wird, sondern auch als Schöpfer farbenfroher und tiefsinniger Kunstwerke! 

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Einzelnachweise

Dr. Sylvia de Pasquale

ist Historikerin und Leiterin der Gedenkstätten Brandenburg an der Havel.
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