#42 Der KI-Workshop

Zurück
20. September 2024

Paul Goesch war ein Künstler mit einem unverwechselbaren Stil. Seine farbenfrohen Fantasiewelten und experimentellen Formen bieten viel Raum für Interpretation. Aber wie hätten die von ihm entworfenen Gebäude ausgesehen, wären sie jemals gebaut worden? Und was ist mit seinen verschollenen Werken?

Der zeitgenössische Künstler und Fotograf David Rojkowski hat mithilfe von simulierten neuronalen Netzwerken Gebäude entworfen, die auf Goeschs Werken basieren. Sprich: Eine KI analysierte eine große Anzahl von Goeschs Bildern, um typische Farben, Muster und Formen zu erkennen und darauf aufbauend neue Motive zu generieren. So entstanden bunte, dynamische Bilder, die sich an Goeschs Stil orientieren und gleichzeitig neue Möglichkeiten aufzeigen. Drei dieser KI-basierten Werke sind in unserer Ausstellung zu sehen und laden dazu ein, über die Verbindung von Kunst und Technologie nachzudenken.

Die Grundlagen

Am 20. September hatten wir im Rahmen eines Workshops die Gelegenheit, diesen Prozess selbst mitzuerleben. Unter Anleitung von David Rojkowski tauchten wir – sechs Teilnehmer – in die Welt der KI-Kunst ein und entwickelten unsere eigenen Fantasiebilder. Der Workshop begann mit einem Rundgang durch die Ausstellung, bei dem die Teilnehmer mit Tablets ihre bevorzugten Goesch-Werke fotografierten. Diese Fotos sollten später als Ausgangspunkt für eigene Kreationen dienen.

Zurück in der Gedenkstätte war die Spannung greifbar: Wie würden aus diesen Fotos individuelle Fantasiewerke entstehen? David führte uns in die KI-Anwendung „Midjourney“ ein, die es ermöglicht, auf Basis hochgeladener Bilder und textueller Anweisungen – sogenannten „Prompts“ – ganz neue Kunstwerke zu erschaffen.

Eine Anleitung

Die Anwendung war mit Davids Anleitung einfach und intuitiv:

  1. Hochladen der Goesch-Werke: Zuerst luden wir unsere gesammelten Fotografien der Kunstwerke hoch, die als Inspirationsquelle dienen sollten.
  2. Erstellen der Prompts: Im nächsten Schritt mussten beschreiben, was unser Fantasiebild darstellen sollte. Hierbei kommt es auf die möglichst genaue und kreative Beschreibung an. Zum Beispiel: „Ich bin Architekt. Erstelle ein Foto von einem futuristischen Gebäude, im Stil eines Fernsehturms. “
  3. Bildgenerierung durch Midjourney: Die KI von Midjourney kombinierte die hochgeladenen Bilder mit dem textlichen Befehl und erzeugte daraufhin ein neues Bild, das die Eigenschaften der Goesch-Werke in das gewünschte Motiv einfließen ließ.
  4. Feinabstimmung: Die generierten Bilder konnten anschließend noch weiter verfeinert und modifiziert werden. Durch die Veränderung verschiedener Parameter wie Farben, Formen oder Stil entwickelten sich die Bilder in neue Richtungen und überraschten die Teilnehmer mit unerwarteten Ergebnissen.

Freude am Experimentieren

Nachdem wir uns mit dem Tool vertraut gemacht hatten, wurde es richtig spannend. Die anfängliche Scheu wich schnell der puren Freude am Experimentieren. Es entstanden verrückte, traumhafte Konstruktionen: Gebäude mit Treppen, die in der Luft zu schweben schienen; Türme, die von riesigen Augen bewacht wurden; körperlose Gestalten und abstrakte Formen, die an surreale Träume erinnerten.

Die Zeit verging wie im Flug, und am Ende des Workshops hielten wir tatsächlich einige der geschaffenen Fantasiewerke in gedruckter Form in den Händen. Diese Ausdrucke – jedes ein einzigartiges Werk – durften die Teilnehmer mit nach Hause nehmen. Es war beeindruckend zu sehen, was in nur wenigen Stunden entstanden war, und es zeigte eindrucksvoll, wie leistungsfähig künstliche Intelligenz heute ist.

Die Begeisterung für die neuen kreativen Möglichkeiten war groß, doch auch die Rolle der KI in der Kunst und mögliche Risiken wurden diskutiert. Der Workshop bot so einen spannenden Blick auf die Zukunft von Kunst und Technologie. Vielleicht hätte auch Paul Goesch diese Gefallen an unserer KI-Kunst gefallen. Für uns war es jedenfalls eine tolle Erfahrung!

Zurück zur Blog Übersicht

Einzelnachweise

Foto der ehrenamtlichen Ausstellungsmacherin Sabine Steffens. Im Hintergrund sind Berge und ein Haus zu erkennen. Sie lächelt.

Sabine Steffens

war als Serviceverantwortliche jahrelang in der Medizintechnikbranche tätig und reiste sehr viel. Aktuell widmet sie sich eigenen Projekten, die sie herausfordern und ihr Freude bereiten – wie zum Beispiel die Mitarbeit am Paul Goesch Projekt
  • teilen
  • auf facebook teilen
  • auf twitter / x teilen