#0 Warum Paul Goesch?

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Unser Projekt kurz vorgestellt:

Warum in Brandenburg?

Am 20. August 1940 wird der Maler und Architekt Paul Goesch in der „Euthanasie“-Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel ermordet. Sein Bezug zu Brandenburg bis zu diesem Zeitpunkt: Keiner. Soweit wir wissen, hat Goesch die Stadt vor dem Tag seiner Ermordung nie betreten.  Daher stellt sich die Frage: Warum widmet ihm die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde ein eigenes Ausstellungsprojekt?

Der Künstler

1885 in Schwerin geboren, studiert Paul Goesch ab 1903  Architektur in München, Karlsruhe, Dresden und Berlin. Seinen Beruf als „Regierungsbaumeister“ übt er nur kurze Zeit aus, da er schon jung an Schizophrenie erkrankt. Ab 1909 hält er sich immer wieder in verschiedenen psychiatrischen Einrichtungen auf. Auch dort ist Goesch beeindruckend produktiv: Er entwirft fantasievolle Architekturen, abstrakte Selbstporträts und illustriert Bücher. Trotz oder gerade wegen seiner psychischen Erkrankung findet Goeschs Werk schon früh Beachtung. Er ist Teil bedeutender Kunstzirkel, wie der „Novembergruppe“ und der „Gläsernen Kette“. 1934 veranlasst seine Familie die Verlegung in die Landesanstalt Teupitz. Dort wird er 1940 von der nationalsozialistischen Euthanasie erfasst und in die Tötungsanstalt in Brandenburg an der Havel gebracht.

Mehr als „nur“ Opfer

Wie bei allen Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden, ist es auch bei Paul Goesch wichtig, den Blick nicht nur auf seinen Tod zu verengen. Sein Lebenslauf ist komplex und vielschichtig, was sich auch in seinem künstlerischen Werk ausdrückt. Die Reichhaltigkeit der Überlieferung macht es möglich, diesen Menschen kennenzulernen. Für uns als Gedenkstätte bedeutet das aber auch eine Herausforderung: Wie sollen wir an Paul Goesch erinnern, ohne dass die Tatsache, dass sich unsere Institution am Ort seines Todes befindet, immer wieder den Blick auf sein Leben verstellt?

Gemeinsam erinnern

Deshalb möchten wir unsere Perspektive weiten und fragen: Wie blicken Brandenburger:innen auf Goesch? Welche Aspekte seiner Biografie finden sie besonders interessant? Welche seiner Werke faszinieren, welche irritieren sie? Kurz: Welcher Paul Goesch soll erinnert werden? In Workshops mit verschiedensten Gruppen aus der Stadtgesellschaft sammelt unser Projektteam Anregungen und Perspektiven, Ideen und Meinungen. Zudem suchen wir Menschen, die Lust haben, die Ausstellung als ehrenamtliche Ausstellungsmacher:innen aktiv mitzugestalten. Entscheiden Sie mit, über inhaltliche Schwerpunkte und Gestaltungskonzept! Seien Sie Teil des Kurator:innen-Teams und treffen Sie mit uns eine Auswahl, welche Kunstwerke Paul Goeschs 2024 im Stadtmuseum zu sehen sein werden!

 

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Einzelnachweise

Foto des Projektmitarbeiters Maximilian Vogel vor einer hellen Wand. Er lacht.

Maximilian Vogel

ist pädagogischer Mitarbeiter an den Gedenkstätten in Brandenburg an der Havel und Projektmitarbeiter im Paul-Goesch-Projekt.
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