Mit jedem Treffen nimmt die Ausstellung mehr Form an. Dabei entdecken wir immer wieder neue Seiten an Paul Goesch. Wer war dieser Mann? In welchem Umfeld bewegte er sich? Wurde er zum Künstler? Diese Fragen sollen im dritten Ausstellungskapitel behandelt werden, mit dem sich meine Arbeitsgruppe bei diesem Treffen befasst, während die andere Gruppe an Ausstellungstexten feilt.
Neue Möglichkeiten
Zunächst beschäftigen wir uns mit seiner Arbeit als Architekt. Ein altes Dokument zeigt sein Diplom-Ingenieur-Zertifikat. Nach dem Studium nahm er an Architektur-Wettbewerben teil. Neben Gebäuden gestaltete er Türen und Kachelöfen. Die Entwürfe erinnern teilweise an die farbenfrohe Architektur Hundertwassers. Sie wirken organisch, verschnörkelt, aber niemals kitschig.
Mir hat es besonders der Entwurf einer Eichentür angetan. Sie wirkt spielerisch, bezaubernd, detailliert und fantasievoll. Meine Sympathie für Paul Goesch, der jedes Detail der Schnitzerei bis zum Ende durchdacht hat, wächst. Die Entwürfe der Konkurrenz haben vermutlich ganz anders ausgesehen. Der Architekt Adolf Behne schreibt:1Adolf Behne, „Neues Bauen“, in: Illustrirte Zeitung, 154, Nr. 4000 (1920): 13.„Unter den ersten, die neue Möglichkeiten erproben, ist Paul Goesch.“
Die verlorene Wandmalerei
Durch seine frühe Erkrankung wurden die wenigsten von Paul Goeschs Entwürfen jemals umgesetzt. Wir wissen jedoch, dass er den Festsaal des Wohnheims Lindenhof in Berlin mitgestaltet hat. Die dortige Wandmalerei ist in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und völlig spontan, ohne vorherige Entwürfe entstanden. Anscheinend kam die bunte, teils wilde Wandmalerei bei den Gästen aber nicht so gut an, sie wurde schon bald wieder überstrichen, das Gebäude im zweiten Weltkrieg vollständig zerstört.
Paul Goeschs künstlerische Netzwerke
Als letzten Punkt durchleuchten wir Paul Goesch künstlerisches Netzwerk. Er gehörte der Novembergruppe an. Diese wollte sich von klassischen Kunstgruppen absetzen, beschäftigte sich mehr mit Kunst als Architektur und bestand hauptsächlich Künstlern. Auch bei einer Ausstellung für unbekannte Architekten wirkte Paul Goesch mit. Die genaue Bezeichnung von einem vorhandenen Dokument lautet: Ausstellung für unbekannte Architekten. Veranstaltet wird sie vom Arbeitsrat für Kunst im graphischen Kabinett. Paul Goesch war zwar noch kein bekannter Künstler, doch er war auf dem richtigen Weg und bewegte sich in künstlerischen Kreisen. Bei unserem nächsten Treffen wollen wir uns die Kunst zu seiner Zeit genauer ansehen.
Einzelnachweise
- 1Adolf Behne, „Neues Bauen“, in: Illustrirte Zeitung, 154, Nr. 4000 (1920): 13.
- 2Adolf Behne, „Neues Bauen“, in: Illustrirte Zeitung, 154, Nr. 4000 (1920): 13.