Eine Idee
Im Frühsommer 2022 kamen Gedenkstättenleiterin Sylvia de Pasquale und Anja Grothe, Leiterin des Stadtmuseums, mit einer Idee zu uns in der Galerie. Sie schlugen uns ein gemeinsames Projekt zum Maler und Architekten Paul Goesch vor. Die Arbeiten des Künstlers und Architekten Paul Goesch berührten und überzeugten uns sofort und wir sagten zu.
Der Künstler Paul Goesch
Sein tragisches Schicksal bringt eine erschreckende Facette der Stadtgeschichte ins Gedächtnis, die allgemein nicht viel besprochen wird. Dagegen steht die wunderbare, vorsichtig-zarte Formen- und Farbenwelt Paul Goeschs, die seine künstlerische Arbeit prägt. Formen, Bildobjekte, aus dem Inneren des Künstlerempfindens kommend, fantasievolle Architekturentwürfe – all das lohnte eine nähere Betrachtung. Da der Künstler zwar bekannt war, wir jedoch nur wenig über sein Werk wussten, stellten wir zunächst eigene Recherchen an.
Ein schwieriges Thema
Wie aber kann man die Vielschichtigkeit der Persönlichkeit, das erschütternde Schicksal des Menschen und die Werke des Künstlers Paul Goesch in einen Kunst-Kurs integrieren? Insbesondere für unsere Arbeit mit Kindern stellte sich uns die Frage, inwiefern man Paul Goeschs tragischem Schicksal gerecht werden kann, ohne sie zu überfordern oder gar zu überwältigen. Schließlich entschieden wir, die jüngeren Kursgruppen von vornherein auszuschließen.
Linolschnitte
Dafür bot sich beispielsweise die Möglichkeit, mit einer Seniorengruppe zu arbeiten, die von Martina Stein betreut wird. Gemeinsam erarbeiteten die Teilnehmenden Linolschnitte, die sich von der architektonisch-ornamentalen Seite dem Werk Paul Goeschs nähern. Die Ergebnisse waren bis vor kurzem im Schaufenster des Gotischen Hauses in der Ritterstraße in Brandenburg zu sehen.
Porträts
Weiterhin hat Martina Stein in mehreren Gruppen mit 10 bis 17-jährigen Kindern die Arbeit von Paul Goesch thematisiert. Dabei gestalteten sie grafische Porträts in Form collagenhafter Motiv-Montagen, die die Gedankenwelt der Dargestellten versinnbildlichen. Die Arbeiten sind überaus ausdrucksstark und offenbaren trotz aller Formunterschiede Bezüge zum Werk Goeschs.
Aquarelle
Darüber hinaus verbrachten mehrere Schüler*innengruppen im Rahmen ihrer Projektarbeit einen Workshop in der Galerie Sonnensegel, darunter dieSchüler*innen der Pestalozzi-Oberschule Brandenburg sowiedes Saldern-Gymnasiums. Diese Arbeit, welche von Janine Wentorf, Martina Stein und mir geleitet wurde, hatte einen anderen Charakter als die langfristigen Projekte, führte jedoch ebenfalls zu überzeugenden, ganz eigenständigen gestalterischen Ergebnissen. Hier betrachteten wir besonders die Aquarell-Arbeiten Paul Goeschs, um diese Technik dann selbst für eine kurze Niederschrift zu einem Thema zu verwenden, oft war es das Ausdrucks-Porträt.
Die angehenden Erzieher*innen des OSZ Flakowski
Für mich ergab sich zudem die Gelegenheit, mit zwei Gruppen Erzieher*innen in Ausbildung zu arbeiten. Regelmäßig kommen Auszubildende des OSZ Flakowski für einen Zeitraum von jeweils 4 Monaten in unser Haus. Gegen Ende dieses Zeitraums plane ich immer eine intensive Projektphase ein. In beiden Gruppen war das Interesse von Beginn an groß. Ich habe mich über das große Engagement aller Beteiligten sehr gefreut und konnte über die entstehende Dynamik nur staunen. Die Ergebnisse der ersten Gruppe wurden ebenso im Schaufenster des Gotischen Hauses ausgestellt.
Die Ausstellung in der Johanniskirche
Wir vom „Sonnensegel e.V.“ sind sehr froh, Teil des Projekts zu sein. Es ist eine weitere Bereicherung für unser ohnehin vielfältiges Programm. Wir freuen uns über die Möglichkeit, die optische Außenwirkung des Projektes maßgeblich mitprägen zu dürfen.
Vom 18. Bis 22. Oktober 2023 zeigen wir eine größere Auswahl der Werke, die in den vergangenen Monaten in den verschiedenen Kursen entstanden sind. Die Vorbereitungen für diese Ausstellung, die in der Johanniskirche zu sehen sein wird, laufen bereits auf Hochtouren.
Wer sind wir?
Die Galerie „Sonnensegel e.V.“ ist ein bereits seit 1989 bestehender Verein in Brandenburg, der sich in seiner Ausrichtung dem Zusammenwirken von Kunst und Künstlern in der Beziehung zur kreativen Arbeit von und mit Kindern und Jugendlichen widmet. Eine weitere Besonderheit der Galerie ist der Betrieb eines „Druckladens“, d.h. einer historischen Druckwerkstatt, die mit Bleilettern und im Linol- und Holzschnitt auf historischen Maschinen kleine Druckserien herstellen kann und diese Technik auch den Kindern und Jugendlichen in der Anschauung vermittelt. Die Galerie bietet so die Möglichkeit, sich früh mit Bildender Kunst vertraut zu machen durch sowohl regelmäßig stattfindende Nachmittagskurse als auch längerfristige Kooperationen mit Kindergärten und Schulen. Die Galerie „Sonnensegel“ ist „Anerkannte Kunstschule des Landes Brandenburg“.